
Sonntag, 22. Juni 2014
Spanien: Mein Sugly-Tagebuch
Dresden, 22. Juni 2014: Da mein jüngerer Bruder meinte, Selfies seien total out, habe ich mich um möglichst viele Grimassen auf meiner Spanienreise bemüht. Hier nun mein persönliches Sugly-Tagebuch:
Samstag, 21. Juni 2014
Granada: Auf dem Kafka-Weg in die Alhambra
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Myrtenhof in den Nasridenppalästen der Alhambra |
Glanzstück maurischer Baukunst lohnt die Mühen
Granada, 20. Juni 2014: Nach zwei Tagen Wartezeit und
mehrfachem Schlangestehen wie zu Zonen-Zeiten (man fühlt sich an Kafkas
„Schloss“ erinnert) ist uns mit Hilfe der freundlichen Hotel-Rezeptionistinnen
endlich gelungen, ins Allerheiligste und Allerlieblichste des südspanischen
Maurentums vorzudringen: die Alhambra. Nachdem wir zeitweise schon erwogen
hatten, trotz Bullenhitze einen AoE-Rammbock den Steilhang hinaufzuschieben und
nach Art katholischer Reconquistatodoren den Bergpalast von Granada schlicht einzunehmen,
hatten wir dann doch plötzlich zwei Generalkarten in der Hand – einzulösen
innerhalb einer schmalen Zeitscheibe zwischen 14 und 14.30 Uhr an der Nasriden-Palastpforte,
sonst wären alle Mühen vergebens gewesen.
Donnerstag, 19. Juni 2014
Grenada: Großes Fronleichnams-Kino
Ferdinand und Isabella mit den unterworfenen Mauren im Schlepptau. |
Mittwoch, 18. Juni 2014
Granada: Stadt der Zeitenwende
Idealisiertes Denkmal in Granada vom historischen "Moment": Isabella gibt Columbus die Knete für seine "Indien"-Reise |
Malaga: Alles außer Malaga-Eis
In Malaga gibts jede Sorte außer Malaga-Eis - so unser Eindruck |
Montag, 16. Juni 2014
Gibraltar: Hüte dich vor dem Affen!
Sinnierender Affe auf Gibraltar |
Gibraltar, 16. Juni 2014: Ob ich Geld mitführe, fragt mich
der Grenzsoldat mit der schussbereiten Knarre im Halfter, bevor wir die
Flugzeug-Landebahn nach Gibraltar queren dürfen. Ich brabbele etwas von
„vielleicht 200 Euro“, was anscheinend genügt. Erst später verstehe ich den
Sinn dieser Frage so richtig: Da der zu Großbritannien gehörende Stadtstaat
kaum andere Einnahmequellen haben dürfte, langen die Gibraltesen bei jeder
Gelegenheit zu: Die Seilbahnfahrt hinauf zum Affenfelsen zum Beispiel kostet
uns zu zweit fast 30 Euro und auch nahezu jede einzelne Sehenswürdigkeit kostet
da oben extra. Immerhin ist der Parkplatz an der Bodenstation der Seilbahn
kostenlos. Aber während die Bahn mühsam und stockend nach oben gondelt,
versuche ich mir im Stillen auszumalen, wie der Grenzer wohl auf die Antwort
„No money“ reagiert hätte. Ob der wohl sofort eine Nagelkette über die Straße
gezogen, drei britische Tanks aufgefahren und uns entgegen gebrüllt hätte: „You
are a Public Enemy!“...?
Sonntag, 15. Juni 2014
Tarifa: An der Südspitze Europas
Der Stahlfisch von Tarifa zeigt, woher gerade der Wind weht. Hinten rechts sind MG-Nester zu sehen |
Sevillas Mega-Holzpilz
Sevilla vom Paasol aus - in der Mitte hinten die Kathedrale, unten die Feierlustigen. |
Sevilla, 14. Juni 2014: Sevilla hat neben Gotik und
maurischer Architektur auch Modernes zu bieten: den Isla-Magica-Turm auf der
ehemaligen Expo-Insel zum Beispiel oder auch den Metropol-Parasol: Eine
Sonnenschirm- beziehungsweise Pilzwald-ähnliche Holzkonstruktion mit
Ausgrabungen im Keller und einem Aussichtsrundgang (Eintritt: drei Euro, meist
bis 24 Uhr geöffnet) in luftiger Höhe, von dem aus man einen prima Blick auf
das abendliche Sevilla hat. Von dort aus kann man aber auch den Skatern
zuschauen, die auf dem Inkarnations-Platz ringsum unter Jesus-Mosaiken rollen.
Heiko Weckbrodt
Samstag, 14. Juni 2014
Sevilla, Tag 2: Könige schwitzen nicht

Sevilla, 14. Juni 2014: König zu sein - oder wenigstens Prinzessin, hatte so seine Vorteile im Sevilla der Prä-Klimaanlagen-Ära: Während sich der Pleps draußen die katholische Seele aus dem Leib schwitzte, lustwandelte die Königsfamilie in einem riesigen, schattigen Park mit Karpfenteichen, Hecken-Labyrynthen und Pavillons - mitten im ansonsten dicht bebauten Stadtkern, durch hohe Mauern von den Untertanen abgeschirmt. Für die royalen Damen gab es sogar eine unterirdische Wasserhöhle mit Wandelgang - im mittelalterlichen Sevilla bestimmt der beste Ort der ganzen Stadt, um einen heißen Sommertag zu überstehen.
Sevilla im Fußballfieber: Chicas, Public Viewing und viel Geschrei
Sevilla am Abend |
Sevilla, 13. Juni 2013: Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich allein (und möglicherweise verbotenerweise) auf der Poolterrasse im dritten Stock des Hotels Sevilla Central. Ich lasse mir eine lauwarme Brise um den Leib wehen und höre hinter mir Hupen, Gröhlen, Kichern, Jubel, Raunen: Spanien spielt.
Donnerstag, 12. Juni 2014
Córdoba, Tag 2: Flamenco-Mädchen, Emire und HITZE
Die Altstadt von Cordoba von der anderen Seite der Römerbrücke aus. |
Heute sind es 43 Grad – morgen wird es heiß
Córdoba, 12. Juni 2014: Heute schwankte das Thermometer
zwischen 42 und 43 Grad. Aber heiß wird erst morgen. So hat mir ein
Hotel-Angestellter während eines Small-Talk-Versuches auf der Terrasse auf dem
Hotel-Dach erklärt. Die Betreiber der „Kaltes Wasser“- und Eis-Stände in der
Stadt dürften sich schon die Hände reiben.
Vor diesen Röstversuchen Cordobas bin ich in die
Moschee-Kathedrale der Stadt geflüchtet, wobei es Herr Ronny nur in den
Innenhof geschafft hat und dann wieder ins Hotel geschlichen ist: Er kränkelt
weiter. Ich tippe auf die Spanische Grippe. Die, die nach dem I. Weltkriegs
Millionen dahingerafft hat...
Mittwoch, 11. Juni 2014
Toledo, Tag 2: Foltern, Verstümmeln, Demütigen
Im Foltermuseum Toledo ist bemerkenswert oft von nackigen Frauen die Rede. |
Zu Besuch im Torture-Museum der Inquisition
Toledo/Córdoba, 11. Juni 2014: In der einstigen Hauptstadt
Toledo haben die Spanier nicht nur die Kunst perfektioniert, Gold anzuhäufen
und kunstvolle Kathedralen zu schnitzen, sondern auch, wie man Menschen aufs
Vortrefflichste foltert, verstümmelt und demütigt. Warum nur wundert dieser
Zusammenhang nicht...?
Labels:
Folter,
Inquisition,
Juden,
Spanien,
Toledo
Standort:
Toledo, Provinz Toledo, Spanien
Dienstag, 10. Juni 2014
Prunk-Etappe zwischen Reconquista und Amerika-Eroberung
Historische BNrücke über den Tajo nach Toledo |
Prunk-Etappe zwischen Reconquista und Amerika-Eroberung
Toledo, 10. Juni 2014: Nach unserem Abstecher in die
Geisterstadt Sesena wird es nachmittags ganz historisch: Unser nächstes Ziel
ist Toledo, lange Hauptstadt Spaniens und eine wichtige Etappe der Reconquista
– der christlich-spanischen „Rückeroberung“ der iberischen Halbinsel zwischen
dem 8. und dem 15. Jahrhundert (erst dann bekam Kolumbus seine
Projektgenehmigung für Indien alias Amerika).
Geisterstadt Sesena: Reihenweise Häuserblöcke – aber kaum Menschen
Endet im Müll: Rembrandt-Straße in derspanischen Geisterstadt Sesena |
Großangelegtes Neubauprojekt scheiterte an der spanischen Immobilienkrise
Madrid/Sesena, 10. Juni 2014: Aus Madrid herauszukommen, hat
sich mit dem Mietauto als recht stressig erwiesen: Der Verkehr war trotz
teilweise achtspuriger Ausfallstraßen dicht, die iberische Fahrweise eher
adaptiv und die Start-Stopp-Automatik und andere Gimmicks an unserem Miet-BMW
gewöhnungsbedürftig.
Danach eiern wir mit Tempo 100/120 Dutzende Kilometer an riesigen
Gewerbe-Zonen vorbei (hieß es nicht eigentlich, Spanien krisele?), um
schließlich die Geisterstadt Sesena systematisch einzukreisen. Eine Wasserfontäne hat diese neue Stadt südlich von Madrid,
viele Straßen und viele leerstehende Neubauten - nur Menschen gibt es kaum in
der Geisterstadt, die eine Investruinen-Gemeinde der Immobilienkrise wurde.
Proto-Prohlis lässt grüßen
Erinnert etwas an Prohlis oder das
Dresdner Sternenstädtchen Anfang der 80er, als die Platte schon stand, aber
ringsum auf Jahre eine Bau- und Infrastruktur-Wüste herrschte. Herr Ronny sagt,
das DDR-Plattenbauviertel Neu-Beresinchen, das für den VEB Halbleiterwerk
Frankfurt/Oder aus dem Boden gestampft wurde. Nach einem Café con Leche (mit
etwas lieblos geschäumter Milch) in einer Erdgeschoss-Kneipe flüchten wir über
eine überdimensionierte Ringstraße. Autor: Heiko Weckbrodt
Madrid die Dritte: Sprungskater, Schildkröten und Surrealisten
Ab 22 Uhr brennt die Luft
Madrid, 9. Juni 2014: Madrid entfaltet seinen vollen Charme
erst am späten Abend, das haben wir gestern erst so richtig gemerkt, als wir
noch mal ab 22 Uhr durch die Innenstadt geschlichen sind: Dann erst haben alle
Straßencafés geöffnet, die Kellner locken offensiv die Gäste mit Tapas &
Paellas und die großen Ausfallstraßen machen mit ihrer großformatigen
Leuchtreklame einen auf New York.
Auch Live-Acts, gegen die in Deutschland sofort Polizei,
TÜV, Gesundheitsamt und sonst wer Sturm laufen würden, sind dann zu sehen. Zum
Beispiel an der nächtlichen Puerto del Sol einen Skateboard-Kontest: Die Skater
nehmen Anlauf uns springen über immer mehr Passanten, die sich als Freiwillige
auf den Platz legen. Kam zu keinen Verstümmelungen und eine deutsche
Blondinen-Gang fühlte sich sofort zu einem Gruppentanz animiert.
Montag, 9. Juni 2014
Madrid zwischen Flinten. Franco-Puppen und Smartphone-Zombies
Das Ganze hat sich zwar letztlich als bloße Militärparade
entpuppt. Aber in Deutschland wäre das eben heute in dieser Form kaum noch
vorstellbar. Wie die Spanier überhaupt ein recht wenig problemorientiertes
Verhältnis zu gewissen Traditionen zu haben scheinen: In den Souvenir-Läden
kann man Franco-Puppen kaufen, Duce-Statuen....
Sonntag, 8. Juni 2014
Im Madrider Prado: Goya schreit, Gott malt
Tipp: Nicht ganzes Museum an einem Tag abwandern
Madrid, 8. Juni 2014: Nach einer weitgehend durchwachten
Nacht, in der die jungen Madrider unter unserem Hostel-Fenster bewiesen haben,
dass sie bis ins pfingstliche Morgengrauen zu feiern und auf Fässern zu
trommeln verstehen, stand heute der Prado auf der Abhak-Liste. Jedenfalls für
mich: Herr Ronny lehnte es rigoros ab, sich „alte Bilder“ anzusehen, und
stolperte lieber fotografierend durch einen der vielen Parks von Madrid.
Verpasst hat er dadurch den Genuss, eine weltweit
einzigartige Kollektion alter Meister von Tizian bis Goya anzusehen. Auch ich habe mich nur auf eine
Best-Of-Auswahl beschränkt, denn in seinen Ausmaßen erinnerte das Prado-Museum
schon fast an den Louvre in Paris.
Standort:
USA
Samstag, 7. Juni 2014
Gegen den König!
Madrid, 7. Juni 2014: Die spanische Hauptstadt hat uns mit einem Polizei.Gro0aufgebot, lärmend-unermüdliuchen Hubschraubern und schzreienden Demonstranten empfangen. Wenn ich die durchgestrichenen Kronen, dioe Sowjetflaggen und die Pro-Republik-Plakate richtuig gedeutet haben, sind die Leute ziemlich sauer auf den König. Ob auf den alten oder neuen Monarchen, war nicht so ganz klar.
Dass Juan Carlos bereits seinen Rücktritt avisierthatr, reichte den Protestierenden offensichtlich nicht - ich hoffe mal nicht, dass hier nächstens Fallbeiile aufgebaut werden sollen.
Faszinierend auch die Nachhut hinter Demo-Zug und massivr Polizei-Eskorte: Saubermänner mit mobilen Gebläsen rannten den Protestierenden hinterher, begleitet von einer Phalanx aus Kehrmaschinen, und tilgten alle Hinterlassenschafgten der Demo - soviel zum Thema,die Deutschen seien angeblich überpenibel,
Die Innenstadt macht auch sonst einen sehr schmucken und imperialen Eindruck: Sehr viel Prunk aus alten Zeiten. Autor; Heiko Weckbrodt
Dass Juan Carlos bereits seinen Rücktritt avisierthatr, reichte den Protestierenden offensichtlich nicht - ich hoffe mal nicht, dass hier nächstens Fallbeiile aufgebaut werden sollen.
Faszinierend auch die Nachhut hinter Demo-Zug und massivr Polizei-Eskorte: Saubermänner mit mobilen Gebläsen rannten den Protestierenden hinterher, begleitet von einer Phalanx aus Kehrmaschinen, und tilgten alle Hinterlassenschafgten der Demo - soviel zum Thema,die Deutschen seien angeblich überpenibel,
Die Innenstadt macht auch sonst einen sehr schmucken und imperialen Eindruck: Sehr viel Prunk aus alten Zeiten. Autor; Heiko Weckbrodt
Standort:
Madrid, Spanien
Gehämmerte Siesta
München, 7. Juni 2014: Mittagsschlaf im Alibi-Grün vor dem Flughafen München. War etwas unruhig, weil die ganze Zeit Gerüstbauer am Public Viewing (Leichenschau) herumhämmerten. Jetzt, da unsere 4 h Umsteigezeit endlich totgeschlagen sind, hören sie prompt auf mit der lärmerei.
Standort:
Flughafen München München
Freitag, 6. Juni 2014
Spanien: 3000 Jahre ein umkämpfter Schmelztiegel der Kulturen
![]() |
Die maurische Alhambra im südspanischen Grenada. Foto: Jebulon, Wikipedia, gemeinfrei |
Spanien: 3000 Jahre ein umkämpfter Schmelztiegel der Kulturen
Von den Ferengi der Antike, Toledostahl und Immobilienkrisen
Seit der frühen Antike war die iberische Halbinsel ein Dreh-
und Angelpunkt des Welthandels und ein Schmelztiegel der Kulturen: Phönizische
Händler stießen hier auf keltische Ureinwohner, gleich nebenan, an der heute
französischen Küste, breiteten sich die Griechen aus – und sie alle wurden von
den Römern überrannt. Auch nach dem Fall des weströmischen Imperiums breiteten
sich immer neue Völker und Zivilisationen im heutigen Spanien aus: Goten,
Mauren, Juden, kastilische Ritter und viele andere lebten hier zeitweise
friedlich nebeneinander und tradierten antikes Wissen, lieferten sich dann
wieder blutige Kämpfe.
Von Madrid bis Gibraltar und im Osten wieder zurück
Unsere Reise soll uns auf antiken wie neuzeitlichen Spuren
von Madrid im Herzen des spanischen Königreiches über Toledo und Sevilla bis
nach Gibraltar im Süden führen, durch die Geisterstädte der jüngsten
Immobilienkrise genauso wie durch Kommunen, die auf bis zu 3000 Jahre Geschichte
zurückblicken. Danach geht es im über Grenada zur Ostküste. In den folgenden
Beträgen berichten wir über diese Spurensuche. Heiko Weckbrodt, der Computer-Oiger
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