Montag, 9. Juni 2014

Madrid zwischen Flinten. Franco-Puppen und Smartphone-Zombies



Madrid, 8. Juni 2014: Nachdem gestern die Madrider gegen den König demonstriert hatten, war heute die Gendarmerie mit Waffen auf den Straßen. Sieht schon etwas seltsam aus, wenn da plötzlich so ein Uniformierter mit einer Flinte neben dir am Café steht und immer wieder ein Kind mit der Knarre anstupst...
Das Ganze hat sich zwar letztlich als bloße Militärparade entpuppt. Aber in Deutschland wäre das eben heute in dieser Form kaum noch vorstellbar. Wie die Spanier überhaupt ein recht wenig problemorientiertes Verhältnis zu gewissen Traditionen zu haben scheinen: In den Souvenir-Läden kann man Franco-Puppen kaufen, Duce-Statuen....

Generell macht Madrid den Eindruck einer sehr lebhaften und bunten Stadt, wobei eine gewisse Kluft zwischen den Stadtteilen und Generationen erahnbar ist: In der – besonders abends- stark frequentierten Innenstadt dominiert eher das Jungvolk, das sich für ähnliche Dinge interessiert wie ihre Altersgenossen wohl überall in Europa: Smartphones (ja, auch hier gibt es unzählige Smartphone-Zombies auf den Straßen), gefrorener Joghurt, schicke Cafes..
 In den Außenbezirken sieht man dagegen viele Ältere, die sich offensichtlich für traditionellere spanische Vergnügungen wie eben Stierkampf erwärmen. Ist jedenfalls nicht nur eine Stadt voller imperialer Architektur, sondern auch eine sehr lustige, vielfältige Millionenkommune mit einigen wohl sehr Reichen, aber auch bemerkenswert vielen Bettlern... Heiko Weckbrodt