Tagebuch über meine Reisen nach Griechenland und Frankreich
Mittwoch, 18. Juni 2014
Granada: Stadt der Zeitenwende
Idealisiertes Denkmal in Granada vom historischen "Moment": Isabella gibt Columbus die Knete für seine "Indien"-Reise
Granada, 18. Juni 2014: Südspanien ist eben nicht
Südfrankreich, Süditalien oder Südhellas: Nach ein paar Dutzend Kilometern
haben wir heute unseren Versuch aufgegeben, auf der Küstenstraße zwischen
Malaga und Motril nach Granada zu gelangen, um die vermuteten pittoresken
spanischen Küstendörfer zu erkunden, wie wir es bei unseren früheren Reisen getan hatten. Was wir vorfanden, war nahezu eine einzige
langgestreckte Agglomeration von Ferienhäuserburgen, eine zugebaute Landschaft.
Daher sind wir dann doch wieder in die von den Spaniern in die Küstengebirge
hineingesprengte Autobahn eingebogen, was uns auch näher zu einem Hauptziel
unserer Reise gebracht hat: Granada.
Europas Aufbruch in die Neuzeit
Heute mag Granada mit seinen reichlich 200,000 Einwohnern –
darunter übrigens immer noch bzw. wieder viele Araber – wie eine
Sehenswürdigkeit unter vielen in Südspanien anmuten. Historisch jedoch steht
sie für einige der großen Wendepunkte in der Weltgeschichte: Hier endete die
Reconquista, die „Rückeroberung“ Spaniens, im Jahr 1492. Die spanische Krone
bekam damit Ressourcen für neue Großprojekte frei und dies führte dazu, dass
ein gewisser Christopher Columbus im gleichen Jahr eine Audienz bei Königin
Isabella bekam, ihr etwas über einen Westweg nach Indien vorfaselte und mit
Isabellas Gold schließlich versehentlich Amerika entdeckte. Angemessen von der
Nachwelt verklärt, ist Columbus’ Audienz bei Isabella heute als Großskulptur im
Stadtzentrum von Granada verewigt. Denn – nachträglich bewertet – hält man die
Entdeckung Amerikas (nebst Gutenbergs Buchdruck und dem Fall Konstantinopels)
für einen den Wendepunkte, die das Ende des Mittelalters und Europas blutigen
Aufbruch in die Neuzeit markierten.
Gleichzeitig steht Granada für die höchste Blüte maurischer
Baukunst. Doch heute ist es uns erst mal nur gelungen, Eintrittskarten für
Freitag in die Alhambra zu ergattert – mehr darüber also später. Dafür hier
noch ein paar erste Impressionen aus Granas – u. .a. mit sprintenden
Ampelmännchen, einem zum Smartphone-Zombie mutierten Wachmann und der Teestraße
im arabischen Viertel... Heiko Weckbrodt