Donnerstag, 12. Juni 2014

Córdoba, Tag 2: Flamenco-Mädchen, Emire und HITZE


Die Altstadt von Cordoba von der anderen Seite der Römerbrücke aus.

Heute sind es 43 Grad – morgen wird es heiß

Córdoba, 12. Juni 2014: Heute schwankte das Thermometer zwischen 42 und 43 Grad. Aber heiß wird erst morgen. So hat mir ein Hotel-Angestellter während eines Small-Talk-Versuches auf der Terrasse auf dem Hotel-Dach erklärt. Die Betreiber der „Kaltes Wasser“- und Eis-Stände in der Stadt dürften sich schon die Hände reiben.
Vor diesen Röstversuchen Cordobas bin ich in die Moschee-Kathedrale der Stadt geflüchtet, wobei es Herr Ronny nur in den Innenhof geschafft hat und dann wieder ins Hotel geschlichen ist: Er kränkelt weiter. Ich tippe auf die Spanische Grippe. Die, die nach dem I. Weltkriegs Millionen dahingerafft hat...

Matroschka-Prinzip: Kathedrale in der Moschee auf der Basilika und dem Römer-Tempel

Maurische Architektur dominiert große Teile der Kathedrale
Aber zurück zur Moschee-Kathedrale Mezquita – und die ist eine der interessantesten Kirchen, die ich bisher angeglotzt habe. In der Antike stand dort ein römischer Tempel, den die Westgoten durch eine Basilika ersetzt haben, auf der wiederum der Emir von Córdoba ab 784 eine der größten Moscheen des westlichen Mittelmeerraums errichten ließ. Die war so groß, dass die spanischen Reconquistadoren Platz genug hatten, um ein komplettes christliches Kirchenschiff hineinzubauen!
...und mittenhinein haben die Spanier ein komplettes gotisches Kirchenschiff hineingebaut

Komplettes Gotik-Schiff hineingesetzt

Dementsprechend faszinierend der Besuch in der Mezquita: Aus der Nähe und äußerlich die typische Bauweise und Ornamentik einer Moschee, sieht man vom hohen Glockenturm ab, innen drin ein Wald aus maurischen Säulen und Doppelbögen – und in der Mitte ein prächtiges gotisches Kirchenschiff mit einem reichverzierten Chor und einer rappelvollen Schatzkammer. Mancher Gold-Schrein, den die spanischen Heiligen-Fans da um ihre Reliquien herumgeschnitzt und gehämmert haben, bewegt sich zwar hart am Rande des guten Geschmacks. Aber: Obgleich das religiöse Ansinnen bei mir alten Atheisten verpufft, muss man doch anerkennen, dass einige der hier gezeigten Heiligen-Statuen ausgesprochen kunstfertig und ausdrucksvoll gelungen sind.

Römerbrücke gehörte einst zur Via Augusta

Aber auch die Antike zeigt sich an vielen Stellen im Stadtbild: Wenige Schritte hinter der Kathedrale kann man zum Beispiel über eine lange Römerbrücke auf die andere Seite des Guadalquivir-Flusses latschen, außerdem haben die spanischen Archäologen nahe  am Plaza de la Corredera einen römischen Tempel ausgebuddelt. Mein Spanisch reichte zwar nicht, um sicher zu ermitteln, wem der Tempel geweiht war, aber ich hatte auf der Schautafel den Eindruck, dass die Experten diesen Punkt absichtlich umschifft haben.

Viele kleine Flamenco-Damen

Altstadt-Läden voll Flamenco-Nippes
Mein Versuch, dann noch eine der letzten mittelalterlichen Synagogen Spaniens aufzusuchen, sind dann allerdings an Bauarbeiten gescheitert, „Reforma“, hat mir der etwas gelangweilte Arbeiter am Eingang zu erklären versucht und mit dem Kopf geschüttelt. Was mir übrigens schon gestern und auch heute wieder aufgefallen ist: Auffallend viele kleine Mädchen, die stark geschminkt sind. Nach einigem Sinnieren hat es dann aber bei mir Klick gemacht: Das waren kleine Flamence-Tänzerinnen. Denn wenn es in der Altstadt von Córdoba außer Hotels, Hitze, Touristen und historischem Gelumpe noch eines gibt, dann sind Flamenco-Schulen, Flamenco-Lokale und Flamenco-Nippesläden. Heiko Weckbrodt