Herr Ronny checkt die Lage am Strand. Foto: hw |
Nachdem wir zwei Wochen lang, geführt von einer auf „schöne“Routen fixierten Navi-App: in einem untermotorisierten Corsa über die
griechische (Halb-)Insel Peloponnes (und ein Stück darüber hinaus) gedüst sind,
geschwitzt, in Schwefel gebadet haben und vor marodierenden Hunden geflohen
sind, wollen wir unserer geneigten Leserschaft die Quintessenz unserer
Antikreise nicht vorenthalten: Herr Ronny und Herr Heiko präsentieren euch
unser persönliches Peloponnes-Glossar von A wie Ausschilderung bis Z wie
Zigaretten.
Archäologische Ausgrabungsstätten und Museen: Diese
sind meistens nur vormittags bis 15 Uhr geöffnet und montags geschlossen. Aber
dies ändert sich gerade zugunsten längerer Öffnungszeiten.
Ausschilderung: Die Orts-Ausschilderung ist gut und
meistens auch in lateinischen Buchstaben.
Ausschilderung archäologischer Stätten: Die
Ausschilderung zu den archäologischen Sehenswürdigkeiten ist sehr gut. Oft
findet man an götterverlassen Landstraßen und in Dorfkaffs auch Hinweise auf
alte mykenische Brücken: ob das nur die Idee des örtlichen Bürgermeisters war,
kann eh kaum einer nachprüfen.
Benzin: Die Preise sind sehr unterschiedlich und
haben einen Unterschied von teilweise 20 Cent auf einer Straße bemerkt. Die
billigsten Angebote liegen leicht über den deutschen Benzinpreisen. SB-Tanken
wie bei uns haben wir keine gesehen, statt dessen gibt es wie bei uns früher
Tankwarte, die das Automobil vollpumpen. Im Gegensatz zu vielen Provinz-Hotels
werden an griechischen Tankstellen meist auch Kreditkarten akzeptiert.
Bettler: Bettelnde Kinder versuchen in Restaurants,
Geld zu bekommen. Auch an einer Ampel wurden wir von Kindern angebettelt. Allem
Anschein nach handelt es sich um Kinder von Sinti und Roma. Diese sollte man
einfach ignorieren.
Deutsche Touristen: Erkennt man nach landläufiger griechischer Meinung daran, dass sie bleich ankommen und tomatenrot wieder abreisen (Quelle: eine Strandschönheit in Athen).
Eis: Im Osten der Peloponnes ist Eis sehr preiswert
und kostet zwischen 1 bis 1,50 Euro für die Kugel. In Touristenhochburgen kann
die Kugel Eis aber auch 2 Euro kosten.
Bimmelbahn-Entsorgung auf Griechisch.Foto: hw |
Eisenbahn: Schienen für die Eisenbahn haben wir sehr
viele gesehen. Auch abgestellte Züge, die bereits stark verrostet sind, findet
man auf den Peloponnes reichlich. Was wir jedoch nie sahen, war ein fahrender
Zug, obwohl man manchmal den Eindruck hatte, dass einige Bahnhöfe erst saniert
wurden.
Englisch: Man kommt mit Englisch sehr gut durch, denn
die jungen Menschen sprechen nahezu alle Englisch und werden von den Älteren
auch mal gerne hinzugezogen, wenn Touristen das Cafe besuchen.
Essen: Unbedingt sollte man griechische Spezialitäten
wie Mousaka oder Souflaki ausprobieren. Von Pizza und Pasta würde ich die
Finger lassen. Die Griechen sind halt keine Italiener.
Geld: Viele Griechen wollen Bargeld und verweigern
EC- oder Kreditkarten. Wir vermuten, man will damit die Steuer umgehen.
Gemüse und Obst: Am Straßenrand stehen sehr häufig
Händler, bei denen man sehr billig frisches Obst und Gemüse einkaufen kann.
Griechen und Restaurants: Die Griechen essen erst
gegen 22 Uhr, weswegen die Restaurants (Tavernen) meistens bis 21 Uhr leer
sind.
Hotels und Pensionen: Es gibt gute und preiswerte
Hotels und Pensionen (oft zwischen 25 und 70 Euro pro Nacht und Doppelzimmer).
Wer in Meeresnähe nächtigt, muss mit Mückenproblemen rechnen. Tipp: Manche
Hoteliers haben Anti-Moskito-Tabletten-Stecker, die die Plagegeister in Trance
versetzen.
Würde ich keine abgebissene Handbreit weit trauen: Hellenischer Phlagma-Hund. Foto: hw |
Hunde: Zahlreich auf den Straßen und in zwei
Unterarten vertreten: 1.) Der scheintot-lethargische Hund, der sich allenfalls
bewegt, um dem Schatten zu folgen. 2.) Verkappte Monster: Lassen einen erst
durch und wenn man in einer Sackgasse gelandet ist und umkehren will,
verwandeln sie sich in wild bellende Kamikaze-Hunde, die sich auch mal vor ein
Auto werfen
Hunde und Katzen: Entweder liegen diese tot (siehe
auch: “scheintote Hunde”) auf der Straße, weil sie überfahren wurden oder
schleichen total abgemagert durch die Straßen, was ein Zeichen der Krise sein
könnte.
Investruinen: In nahezu jedem Dorfkaff sind unvollendete und offenbar aufgegebene Etagen-Aufstpckungen oder ganze Häuser im Rohbau-Stadium eingefroren - eine Folge der Krise.
Kirchen – Und wenn sonst alles in Trümmern liegt und
das ganze Nest nur aus Invest-Ruinen besteht: Nahezu jedes Dorf hat eine
top-sanierte oder neue Kirche. Die sind fast durchweg griechisch-orthodox,
evangelische oder katholische Kirchen sind sehr selten.
Video von einem orthodoxen Gottesdienst in Argos (hw):
Kleiderordnung & Sonne: In Kirchen und Museen
sollte man nicht gerade im Bikini aufschlagen, ansonsten ist leichte Bekleidung
unbedingt sinnvoll, sonst schwitzt man sich kaputt (Sonnencreme nicht
vergessen!). FKK-Strände haben wir keine gesehen, nur Textilstrände.
Menschen: Die Menschen auf den Peloponnes sind sehr
freundlich, sehr nett und pflegen überhaupt keinen Hass auf Deutsche, wie dies
gerne in unseren Medien vermittelt wird. Gehasst wird man nur, wenn man sich an
die Tempolimits hält (siehe Verkehr).
Mücken: Wenn man ein richtig gutes Hotel hat, bekommt
man ein Gerät für die Steckdose, welches die Mücken fernhält (siehe Hotels).
Navigationssystem: Die Auswahl will wohl überleg
sein. Weshalb meint unseres von Navigon, dass eine Feldweg eine Straße ist?
Ouzo: Den gibt es in Griechenland, aber nicht in
jedem Restaurant und auf jeden Fall nicht zum Essen. Dies ist eine Erfindung
der Griechen, die in Deutschland Restaurants eröffnet haben.
Peloponnes-Inseltransfer: Über die Kanalbrücken bei
Korinth kommt man kostenfrei auf die Peloponnes. Bei der neuen Brücke bei
Patras bezahlt man dagegen 13,20 Euro für einen PKW, wenn man auf die
(Halb-)Insel möchte.
Penner: Selten. Haben wir aber auch gesehen und
wurden von einem angepöbelt. Dieser stellte sich aber als vage Englisch
sprechender argentinischer Grieche raus.
Polizisten: Nur punktuell in freier Wildbahn zu
sichten. Geben meist vor, den Verkehr zu kontrollieren, was aber seltsamer
immer nach außen hin wie eine Beratungspause aussieht.
Preise Museen: Museen sind sehr preiswert mit Preisen
zwischen 2 und 6 Euro.
Preise Essen: In den Touristenstädten sind die Preise
ähnlich wie in Deutschland. Für ein Essen mit Getränk und Vorspeise für zwei
Personen muss man mit 30 bis 40Euro rechnen. In kleineren Ortschaften kann es
auch mal nur 20 bis 25 Euro kosten.
Reisezeit: Der Juli und August sind Hauptsaison. Wer
billig reisen und seine Ruhe haben möchte, sollte somit im Juni reisen. In der
Zeit schreiben die Schüler Prüfungen und niemand verreist in Griechenland.
Rollende Propagandaminister: Durch viele Gemeinden
fährt ein Kleinlaster mit einem Megaphone, der scheinbar Gemüse, Obst oder
Tonkrüge verkauft. Einer unserer Pensionswirte erzählte uns, dass dies Zigeuner
sind, die Altblech sammeln. Könnte aber genauso auch trotzkistische Propaganda
sein: keine Ahnung. Kennzeichen dieser Durchsagen ist die monotone Stimme, die
anscheinend von einem Tonband kommt.
Videoschnipsel mit rollender Propaganda (hw):
Souvenirs: Viele Museen haben Museums-Shops, in denen
man recht preisintensive Replikate antiker Figurinen, Teller, Masken etc. mit
einem Zertifikat des Kulturministeriums erhält. Meist handwerklich nicht ganz
so gut gearbeitet, dafür aber deutlich billiger sind solche Erinnerungsstücke
in den privaten Souvenir-Läden, die sich um touristenlastige Ausgrabungsstätten
ballen.
Steckdosen: Längst alles auf deutsche DIN-Norm umgestellt, sprich: Schuko-Stecker. Einen reiseadapter könnt ihr euch schenken. Was will man mehr?
Tomaten-Katzen: Wussten wir noch nicht, aber Katzen
essen auch Tomaten, wenn sie Hunger haben.
Trinkgeld: Ist anscheinend wenig üblich in Gaststätten. Wenn, dann sollte man es bar (und nicht auf der Kreditkartenabrechnung) dazulegen.
Trinkwasser: Stilles Wasser zum Trinken bekommt man in
den meisten Restaurants kostenfrei. In manchen Hotels oder Pensionen erhält man
zudem als Begrüßung eine Flasche Wasser.
Verkehr: Auf den Peloponnes fahren nicht sehr viele
Autos und wir sind in keinen einzigen Stau geraten. Tempolimits tragen anscheinend
allenfalls empfehlenden Charakter. Aber Vorsicht: Es gibt viele stationäre
Blitzer, die jedoch durch “Radar”-Schilder angekündigt werden. Man sollte sich
weit rechts halten, wenn man überholt wird und dazu auch den Standstreifen
nutzen. Auf jeden Fall sollte man immer den Gegenverkehr im Auge behalten: Die
griechischen Fahrer neigen zu todesmutigen Manövern. (siehe auch ausführliche Anleitung hier).
Verständigung: Ein paar Phrasen wie “Kali Mera”
(Guten Tag), “Jasos” (Hallo zu Fremden), “Efchraristo” (Danke) sollte man
draufhaben, um guten Willen zu beweisen. Danach kann man in Cafés und Tavernen
auf Englisch umschalten (siehe oben): Vorteil: Die Wirte schicken dann ihre
hübschen jungen Töchter an den Tisch, weil die meist Englisch können. Ist keine
Wirtstochter verfügbar, kann das allerdings nach hinten losgehen und man
bekommt mancherorts grundsätzlich Pizza Speciale kredenzt: egal, was man
bestellt hat.
Wasser und Meer: Dies ist herrlich blau und es gibt
wunderschöne Badestrände.
Wassertemperatur: Diese ist nichts für Warmduscher,
aber auf jeden Fall viel wärmer als in der Ostsee.
Wetter: Im Juni herrscht schönes Sonnenwetter, was
man vom Festland nicht behaupten kann.
WLAN: In vielen Restaurants ist WLAN kostenfrei
verfügbar, tröpfelt aber oft nur.
Zigaretten – Gibt es in Kiosken am Straßenrand und in
Mini-Markets, nicht aber in Supermärkten und Tankstellen wie in Deutschland
gewohnt. Die Preise liegen etwa ein Drittel unter den deutschen Preisen.
Zutritt zu antiken Trümmerwüsten: Fast alles ist sehr
preiswert und manchmal auch kostenfrei. Die Preise variieren von 0 bis 8 Euro
(Ausnahme: Akropolis in Athen)
Zusammengetragen von Ronny Siegel und Heiko Weckbrodt