Sonntag, 23. Juni 2013

Ein Peloponnes-Abc: Das Lied von Eis und Tomatenkatze




Herr Ronny checkt die Lage am Strand. Foto: hw
Nachdem wir zwei Wochen lang, geführt von einer auf „schöne“Routen fixierten Navi-App: in einem untermotorisierten Corsa über die griechische (Halb-)Insel Peloponnes (und ein Stück darüber hinaus) gedüst sind, geschwitzt, in Schwefel gebadet haben und vor marodierenden Hunden geflohen sind, wollen wir unserer geneigten Leserschaft die Quintessenz unserer Antikreise nicht vorenthalten: Herr Ronny und Herr Heiko präsentieren euch unser persönliches Peloponnes-Glossar von A wie Ausschilderung bis Z wie Zigaretten. 


Archäologische Ausgrabungsstätten und Museen: Diese sind meistens nur vormittags bis 15 Uhr geöffnet und montags geschlossen. Aber dies ändert sich gerade zugunsten längerer Öffnungszeiten.

Ausschilderung: Die Orts-Ausschilderung ist gut und meistens auch in lateinischen Buchstaben.

Ausschilderung archäologischer Stätten: Die Ausschilderung zu den archäologischen Sehenswürdigkeiten ist sehr gut. Oft findet man an götterverlassen Landstraßen und in Dorfkaffs auch Hinweise auf alte mykenische Brücken: ob das nur die Idee des örtlichen Bürgermeisters war, kann eh kaum einer nachprüfen.

Benzin: Die Preise sind sehr unterschiedlich und haben einen Unterschied von teilweise 20 Cent auf einer Straße bemerkt. Die billigsten Angebote liegen leicht über den deutschen Benzinpreisen. SB-Tanken wie bei uns haben wir keine gesehen, statt dessen gibt es wie bei uns früher Tankwarte, die das Automobil vollpumpen. Im Gegensatz zu vielen Provinz-Hotels werden an griechischen Tankstellen meist auch Kreditkarten akzeptiert.

Bettler: Bettelnde Kinder versuchen in Restaurants, Geld zu bekommen. Auch an einer Ampel wurden wir von Kindern angebettelt. Allem Anschein nach handelt es sich um Kinder von Sinti und Roma. Diese sollte man einfach ignorieren.

Deutsche Touristen: Erkennt man nach landläufiger griechischer Meinung daran, dass sie bleich ankommen und tomatenrot wieder abreisen (Quelle: eine Strandschönheit in Athen).

Eis: Im Osten der Peloponnes ist Eis sehr preiswert und kostet zwischen 1 bis 1,50 Euro für die Kugel. In Touristenhochburgen kann die Kugel Eis aber auch 2 Euro kosten.

Bimmelbahn-Entsorgung auf Griechisch.Foto: hw


Eisenbahn: Schienen für die Eisenbahn haben wir sehr viele gesehen. Auch abgestellte Züge, die bereits stark verrostet sind, findet man auf den Peloponnes reichlich. Was wir jedoch nie sahen, war ein fahrender Zug, obwohl man manchmal den Eindruck hatte, dass einige Bahnhöfe erst saniert wurden.

Englisch: Man kommt mit Englisch sehr gut durch, denn die jungen Menschen sprechen nahezu alle Englisch und werden von den Älteren auch mal gerne hinzugezogen, wenn Touristen das Cafe besuchen.

Essen: Unbedingt sollte man griechische Spezialitäten wie Mousaka oder Souflaki ausprobieren. Von Pizza und Pasta würde ich die Finger lassen. Die Griechen sind halt keine Italiener.

Geld: Viele Griechen wollen Bargeld und verweigern EC- oder Kreditkarten. Wir vermuten, man will damit die Steuer umgehen.

Gemüse und Obst: Am Straßenrand stehen sehr häufig Händler, bei denen man sehr billig frisches Obst und Gemüse einkaufen kann.

Griechen und Restaurants: Die Griechen essen erst gegen 22 Uhr, weswegen die Restaurants (Tavernen) meistens bis 21 Uhr leer sind.

Hotels und Pensionen: Es gibt gute und preiswerte Hotels und Pensionen (oft zwischen 25 und 70 Euro pro Nacht und Doppelzimmer). Wer in Meeresnähe nächtigt, muss mit Mückenproblemen rechnen. Tipp: Manche Hoteliers haben Anti-Moskito-Tabletten-Stecker, die die Plagegeister in Trance versetzen.

Würde ich keine abgebissene Handbreit weit trauen: Hellenischer Phlagma-Hund. Foto:  hw


Hunde: Zahlreich auf den Straßen und in zwei Unterarten vertreten: 1.) Der scheintot-lethargische Hund, der sich allenfalls bewegt, um dem Schatten zu folgen. 2.) Verkappte Monster: Lassen einen erst durch und wenn man in einer Sackgasse gelandet ist und umkehren will, verwandeln sie sich in wild bellende Kamikaze-Hunde, die sich auch mal vor ein Auto werfen

Hunde und Katzen: Entweder liegen diese tot (siehe auch: “scheintote Hunde”) auf der Straße, weil sie überfahren wurden oder schleichen total abgemagert durch die Straßen, was ein Zeichen der Krise sein könnte.

Investruinen: In nahezu jedem Dorfkaff sind unvollendete und offenbar aufgegebene Etagen-Aufstpckungen oder ganze Häuser im Rohbau-Stadium eingefroren - eine Folge der Krise.

Kirchen – Und wenn sonst alles in Trümmern liegt und das ganze Nest nur aus Invest-Ruinen besteht: Nahezu jedes Dorf hat eine top-sanierte oder neue Kirche. Die sind fast durchweg griechisch-orthodox, evangelische oder katholische Kirchen sind sehr selten.

Video von einem orthodoxen Gottesdienst in Argos (hw):



Kleiderordnung & Sonne: In Kirchen und Museen sollte man nicht gerade im Bikini aufschlagen, ansonsten ist leichte Bekleidung unbedingt sinnvoll, sonst schwitzt man sich kaputt (Sonnencreme nicht vergessen!). FKK-Strände haben wir keine gesehen, nur Textilstrände.

Menschen: Die Menschen auf den Peloponnes sind sehr freundlich, sehr nett und pflegen überhaupt keinen Hass auf Deutsche, wie dies gerne in unseren Medien vermittelt wird. Gehasst wird man nur, wenn man sich an die Tempolimits hält (siehe Verkehr).

Mücken: Wenn man ein richtig gutes Hotel hat, bekommt man ein Gerät für die Steckdose, welches die Mücken fernhält (siehe Hotels).

Navigationssystem: Die Auswahl will wohl überleg sein. Weshalb meint unseres von Navigon, dass eine Feldweg eine Straße ist?

Ouzo: Den gibt es in Griechenland, aber nicht in jedem Restaurant und auf jeden Fall nicht zum Essen. Dies ist eine Erfindung der Griechen, die in Deutschland Restaurants eröffnet haben.

Peloponnes-Inseltransfer: Über die Kanalbrücken bei Korinth kommt man kostenfrei auf die Peloponnes. Bei der neuen Brücke bei Patras bezahlt man dagegen 13,20 Euro für einen PKW, wenn man auf die (Halb-)Insel möchte.

Penner: Selten. Haben wir aber auch gesehen und wurden von einem angepöbelt. Dieser stellte sich aber als vage Englisch sprechender argentinischer Grieche raus.

Polizisten: Nur punktuell in freier Wildbahn zu sichten. Geben meist vor, den Verkehr zu kontrollieren, was aber seltsamer immer nach außen hin wie eine Beratungspause aussieht.

Preise Museen: Museen sind sehr preiswert mit Preisen zwischen 2 und 6 Euro.

Preise Essen: In den Touristenstädten sind die Preise ähnlich wie in Deutschland. Für ein Essen mit Getränk und Vorspeise für zwei Personen muss man mit 30 bis 40Euro rechnen. In kleineren Ortschaften kann es auch mal nur 20 bis 25 Euro kosten.

Reisezeit: Der Juli und August sind Hauptsaison. Wer billig reisen und seine Ruhe haben möchte, sollte somit im Juni reisen. In der Zeit schreiben die Schüler Prüfungen und niemand verreist in Griechenland.

Rollende Propagandaminister: Durch viele Gemeinden fährt ein Kleinlaster mit einem Megaphone, der scheinbar Gemüse, Obst oder Tonkrüge verkauft. Einer unserer Pensionswirte erzählte uns, dass dies Zigeuner sind, die Altblech sammeln. Könnte aber genauso auch trotzkistische Propaganda sein: keine Ahnung. Kennzeichen dieser Durchsagen ist die monotone Stimme, die anscheinend von einem Tonband kommt.

Videoschnipsel mit rollender Propaganda (hw):


Souvenirs: Viele Museen haben Museums-Shops, in denen man recht preisintensive Replikate antiker Figurinen, Teller, Masken etc. mit einem Zertifikat des Kulturministeriums erhält. Meist handwerklich nicht ganz so gut gearbeitet, dafür aber deutlich billiger sind solche Erinnerungsstücke in den privaten Souvenir-Läden, die sich um touristenlastige Ausgrabungsstätten ballen.

Steckdosen: Längst alles auf deutsche DIN-Norm umgestellt, sprich: Schuko-Stecker. Einen reiseadapter könnt ihr euch schenken. Was will man mehr?

Tomaten-Katzen: Wussten wir noch nicht, aber Katzen essen auch Tomaten, wenn sie Hunger haben.

Trinkgeld: Ist anscheinend wenig üblich in Gaststätten. Wenn, dann sollte man es bar (und nicht auf der Kreditkartenabrechnung) dazulegen.

Trinkwasser: Stilles Wasser zum Trinken bekommt man in den meisten Restaurants kostenfrei. In manchen Hotels oder Pensionen erhält man zudem als Begrüßung eine Flasche Wasser.

Verkehr: Auf den Peloponnes fahren nicht sehr viele Autos und wir sind in keinen einzigen Stau geraten. Tempolimits tragen anscheinend allenfalls empfehlenden Charakter. Aber Vorsicht: Es gibt viele stationäre Blitzer, die jedoch durch “Radar”-Schilder angekündigt werden. Man sollte sich weit rechts halten, wenn man überholt wird und dazu auch den Standstreifen nutzen. Auf jeden Fall sollte man immer den Gegenverkehr im Auge behalten: Die griechischen Fahrer neigen zu todesmutigen Manövern. (siehe auch ausführliche Anleitung hier).

Verständigung: Ein paar Phrasen wie “Kali Mera” (Guten Tag), “Jasos” (Hallo zu Fremden), “Efchraristo” (Danke) sollte man draufhaben, um guten Willen zu beweisen. Danach kann man in Cafés und Tavernen auf Englisch umschalten (siehe oben): Vorteil: Die Wirte schicken dann ihre hübschen jungen Töchter an den Tisch, weil die meist Englisch können. Ist keine Wirtstochter verfügbar, kann das allerdings nach hinten losgehen und man bekommt mancherorts grundsätzlich Pizza Speciale kredenzt: egal, was man bestellt hat.

Wasser und Meer: Dies ist herrlich blau und es gibt wunderschöne Badestrände.

Wassertemperatur: Diese ist nichts für Warmduscher, aber auf jeden Fall viel wärmer als in der Ostsee.

Wetter: Im Juni herrscht schönes Sonnenwetter, was man vom Festland nicht behaupten kann.

WLAN: In vielen Restaurants ist WLAN kostenfrei verfügbar, tröpfelt aber oft nur.

Zigaretten – Gibt es in Kiosken am Straßenrand und in Mini-Markets, nicht aber in Supermärkten und Tankstellen wie in Deutschland gewohnt. Die Preise liegen etwa ein Drittel unter den deutschen Preisen.

Zutritt zu antiken Trümmerwüsten: Fast alles ist sehr preiswert und manchmal auch kostenfrei. Die Preise variieren von 0 bis 8 Euro (Ausnahme: Akropolis in Athen)

Zusammengetragen von Ronny Siegel und Heiko Weckbrodt