Samstag, 8. Juni 2013

Mystra & Methoni: Sportive Byzantiner und griechische Fleißmeisen

Blick von der Burg Mystra in den Talkessel um Sparta

Mystra/Methoni, 8. Juni 2013: "Sie waren in Pisa?", fange ich im besten sächsischen Englisch eine ziellose Plauderei mit Eleni vom "Achilles" an und zeige auf ein schieftürmiges Souvenir auf dem Hoteltresen. "Haben mir alles Freunde mitgebracht", sagt die Hotelierin und wischt mit weiter Geste über eine Schar Mini-Pyramiden, einen Plaste-Eiffelturm und etwas, was wohl eine venezianische Maske sein soll. Sie pinselt noch die Nummer von meinem Ausweis ab und reicht mir die Karte zurück. "Ich sitze seit 16 Jahren hinter diesem Tisch, jeden Tag, ohne Pause." "Nie Ferien?" "Nie Ferien", bestätigt sie und guckt etwas traurig. So viel zum Klischee von Gammel-Griechen...


Herausfordernde Serpentinen-Fahrt über das Taygetos-Gebirge

Bevor wir heute im Touristen-Badeort Methoni am äußersten Südwest-Zipfel der Peloponnes eingecheckt haben, sind wir aus Sparta gekommen - und der Unterschied könnte nicht größer sein: In Methoni ist alles auf Touristen, auf Badegäste ausgerichtet, das neue Sparta hingegen kommt einer typischen griechischen Kleinstadt da viel näher: Weniger Touristen, dafür viele mit dem Lineal aneinander gereihte - und nicht gerade schöne - Neubauten. Und viele junge Griechen, die Eisjoghurt oder Togo-Kaffee saufen, statt wie die Alten in ollen Cafés bei satzvollem Greek Coffee abhängen. Auf dem Weg zum Hotel gibt ein Teenie-Mädchen einem Gleichaltrigen im Vorbeigehen einen Arschtritt, der antwortet mit gleicher Münze, dann kichern und schäkern beide. Der momentan angesagte Ghetto-Gruß in Neu-Sparta? Wer weiß das schon...

Auch das kleine Museum in der ruinierten Unterstadt von Mystra lohnt - dort kann man u.a. Sehen, wie sich byzantische Frauen kleideten
Zwischen beiden Sprungpunkten lag für uns heute Mystra, ca. 6 km westlich von Sparta. Erbaut von Franken und Byzantinern, zeitweise unter der Knute des "Despoten von Moreas" (Sauron lässt grüßen), von den Osmanen erobert, hat mir die hoch oben auf dem Berg gelegene Burgruine eine gesunde Hochachtung vor der Fitness spätantiker byzantinischer Wachen eingeimpft. Die mussten wahrscheinlich täglich den langen steilen Berg hochstiefeln - ich war schon nach 100 Höhenmetern nahe am Kreislaufkollaps. Die Besichtigung lohnt aber, denn abgesehen von der Zitadelle mit ihrer weiten Aussicht kann man - teils mit EU-Millionen restaurierte - ausgedehnte Überreste der byzantinischen Ober- und Unterstadt anglotzen.