Montag, 10. Juni 2013

Elis: Traktor-Kosmonauten und die griechische Kunst des Überholens

Von den fränkischen Kreuzfahrern nach der Plünderung Konstantinopels ab 1220 errichtet:  Kastro Chlemoutsi in Westen der Peloponnes

Skafidia, 19. Juni 2013: In puncto Kulturhascherei war der Tag ein Reinfall: Das fränkische "Kastro Chlemoutsi" in der Elis hatte - wie so ziemlich alle griechischen Museen - natürlich montags seine Tore verrammelt, die doofen deutschen Geier durften die Festungsmauern von außen anstarren.



Höhepunkt des Tages war vielmehr mein unstillbares Bedürfnis, die Navigations-Tussi zu würgen - leider hatte sie sich hohnkichernd und unerreichbar in meinem iPhone versteckt. Die blöde Navigon-App (TomTom hat in seiner Navigation-App Griechenland leider aus Europa ausgeschlossen) lotst uns nämlich grundsätzlich den Weg, den die Braut da drin für die "schönste" hält - egal, ob man nun "schnellste", "optimale" oder "kürzeste Route" einstellt.
Das ist manchmal sogar ganz nett, wenn man alle Zeit der Welt hat und die entlegensten Winkel von Hellas kennen lernen will. Heute aber war ein ordentliches Stück Weg von Messenien nach Elis zügig zu bewältigen. Und was tut die Frau Navigatorin? Statt über die Europa-Straße lotst sie uns auf eine Strandstrasse, die zum dünnen Asphaltband wird, dann zum Feldweg und schließlich zur Kraterlandschaft. Nach einem sinnlosen querfeldein-Zickzack nähern wir uns gerade wieder einer echten Strasse - als ein Traktor einbiegt, direkt auf uns zuhält. Der Bauer auf dem Traktor hat einen geschlossene halbdurchsichtigen Kugelhelm auf, der ihm das Aussehen eines in der griechischen Provinz verirrten Kosmonauten gibt. Und als er auf einer Höhe mit unserem Corsa ist, sehe ich, dass er uns durch seinen Kosmo-Helm auch noch anstarrt, als wären wir die Außerirdischen. Ich bin leider zu perplex, um diesen surrealen  Moment zu fotografieren - schade!

Auch immer wieder ein interessanter Anblick: die vielen Investruinen am Straßenrand

Wieder auf der E-Strasse zurück, bekomme ich dafür endlich den Dreh mit der griechischen Kunst des Überholens und Überholtwerdens raus: Die hellenischen Strassen haben oft eine überbreite Standspur, dessen durchgezogene Linie unbedingt zu missachten ist. Sieht man im Rückspiegel nun einen Kleinwagen mit maßlos überhöhter Geschwindigkeit größer werden, weicht  man in dem Moment, in dem der Verfolger deine - nicht vorhandene - TÜV-Plakette lesen können müsste, auf die Standspur aus, bis sich der Hobby-Rennfahrer zwischen dir und dem überbreiten Lkw auf der Gegenspur durchgequetscht hat. Wenn man Wilde Lichthupen von hinten sieht, ist das kein Hinweis, dass man eine Stoßstange verloren hat, sondern zu langsam auf das Überhol-Begehren reagiert hat.
Trotz Navigation-Fopperei und Überhol-Crashkurs klang der Abend indes eher gemütlich aus: Da gerade keine Antiktrümmer in der Nähe zu besichtigen waren, hab ich mich ins Mittelmeer gestürzt und will Euch den Blick zum Horizont nicht vorenthalten: