Dienstag, 11. Juni 2013

Olympia: Schummel-Athene und Pompös-Zeus

Eirene bewacht am Olympia-Parkplatz den olympischen Frieden



Olympia, 11. Juni 2013: Geschafft: An der Heimstatt der Olympischen Spiele gewesen und kein bisschen Sport getrieben. Keine einzige Liegestütze, kein Wagenrennen - nix. Mag vielleicht am Empfang gelegen haben: Ein scheintoter Hund hat die Pforte zu Olympia bewacht und lag da wie überfahren. Dass noch Leben in ihm war, konnte man nur deduktiv ableiten: Als wir wieder gingen, hatte der Pseudotote seine letzte Ruhestätte geändert - dorthin, wo der Schatten gewandert war.


Was uns sofort an den Hund von gestern Abend erinnerte: Da versuchten wir uns mit unserem Automobil einen Weg zum schier unerreichbaren Sandstrand zu Bahnen, der von unserem Hotelbalkon aus in der Ferne zu sehen war. Das Tier stand mitten auf der Straße und machte keinerlei Anstalten auszuweichen. Immerhin: er gestattete uns mit misstrauischem Blick, im Schritttempo um ihn herumzulavieren.
Dummerweise erwies sich die vermeintliche Strandstrasse als Sackgasse - und zurück zu zeigte sich der Hund als bedeutend unkooperativer: Da stürzt der zum Killerhund Mutierte plötzlich laut bellend direkt auf uns zu, als wolle er den Corsa umrennen. Als ich das Tempo drossele, um die Bestie nicht zu überfahren, hetzt er plötzlich neben mir her und seine wütenden Augen drohen mir: Gleich spring ich zu euch rein und zerfetze euch die Kehlen - so schnell hab ich noch nie ein Fahrerfenster zugemacht...

Reste des Zeustempels in Olympia

Aber zurück zu den Olympioniken: Denen muss in Olympia  - welches in der Elis im Westen der Peloponnes liegt - in der Antike ein Spektakel ersten Ranges geboten worden sein: Der ausgegrabene Tempelbezirk und das 14.000 Wettkampfbegeisterte fassende Stadium umfassen ein enormes Areal, das man über eine von prächtigen Kultbauten gesäumte Prozessionsstraße betrat.

Visualisierung der 12 m hohen Zeus-Statue

Besonders effekthascherisch dürfte der Besuch im riesigen Zeustempel gewesen sein, von dem man heute noch die wuchtige Basis und Säulenfragmente sieht. Schon beim Eintritt durch das mit weißem Mamor und kunstvollen Plastiken dürfte die Zeusstatue am anderen Ende der Halle den "Special Effects"-unverdorbenen antiken Besucher schier erschlagen haben und mit jedem Schritt immer riesiger erschienen sein. Über 12 Meter hoch soll die Statute des sitzenden Göttervaters gewesen sein, in Gold und Elfenbein gefasst, sitzend auf einem pompösen Thron, in der einen Hand eine Nike, in der anderen ein langes Zepter - Olympia sucht den Superstar... Die zu den 7 Weltwundern der antiken Welt zählende XXL- Statue wurde später leider nach Byzanz verbracht und dort wahrscheinlich abgefackelt.


Böse Busengrabscher-Zentauren wollen die griechischen Girlies rauben
Nachdem wir den Ausgrabungsbezirk bei sengender Hitze abgelatscht hatten, haben wir uns aus Pflichtgefühl noch ins benachbarte archäologische Museum geschleppt - und das nicht bereut: Dort bekommt man nicht nur Pillepalle-Scherben vorgesetzt, sondern großes Kino.
Vor allem die Mittelhalle birgt künstkerisch formvollendente und historisch sehr faszinierende Reliefs und Statuen aus dem Zeus-Tempel, gehauen in der Blütezeit der griechischen Klassik. So spiegelt zum Beispiel eine Architrav-Figurengruppe propagandistisch den kurz zuvor errungen Sieg über die Perser: Eine Herde Zentauren mit fratzenhaften Gesichtern versucht da, anmutige hellenische Frauen zu rauben, begrapscht sie frech am Busen - worauf der Künstler da wohl anspielte?!

Athene schummelt für Herkules

Aber auch die "Heldentaten des Herkules" daneben sind sehr sehenswert. Besonders gut erhalten und meisterlich gearbeitet ist die 11. Tafel: Herkules überredet Atlas, ihm die goldenen Äpfel der Hesperiden zu besorgen und verspricht im Gegenzug, eine Weile für Atlas das Himmelsgewölbe zu tragen. Auf der olympischen Tafel steht Athene hinter Herkules und nimmt ihm mit einer grazilen Handbewegung einen Teil der Last ab - so eine Schummelliese!