Le Mont St. Michel in der Normandie. Foto: hw |
Ein Besuch auf dem Felsenkloster am Atlantikufer ist unbedingt zu empfehlen - außer, man ist junger Feuerwehrmann
Le Mont St. Michel, 25. Juni 2015. Die Felsen-(Pseudo)-Insel
Le Mont St. Michel darf man sich auf keinen Fall entgehen lassen, wenn man die
Normandie besucht: Schon über viele Kilometer Distanz sieht man die Abteikirche
auf der Spitze des Felsens ragen und von nahmen sieht diese ungewöhnliche
Siedlung noch imposanter aus. Die Wurzeln der Abtei sollen bis ins Jahr 708
zurückreichen und seitdem haben Generationen von Arbeitern ein Gebäude ums
andere auf und um den Felsen herumgebaut. Heute sieht das Ganze aus wie ein
Kloster mit einem Städtchen, dass sich auf einen riesigen Stein gekauert hat,
ängstlich bemüht, bloß nicht herunter zu fallen.
Knalliger Tidenhub, einst auch uneinnehmbare Kloster-Festung
Legendär ist Le Mont St. Michel nicht nur, weil es auch im
Hundertjährigen Krieg nie von den Engländern erobert wurde und damit zu einem
Symbol französischen Widerstands wurde, wie wir einem Faltblatt entnehmen, dass
in der Abteikirche ausliegt. Berühmt ist die Insel auch durch ihren enormen
Tidenhub, also die Pegeldifferenz zwischen Ebbe und Flut. In der Praxis
allerdings ist die Insel heute nur noch für durchschnittlich zwei Tage im Monat
wirklich eine Insel, ansonsten herrscht Ebbe und die "Insel" ist zu
Fuß durch die versandete Ebene ringsum erreichbar.
Da hat es eine Alien-Krabbe wohl nicht mehr rechtzeitig bei Ebbe geschafft. Foto: hw |
Elektrobusse pendeln zwischen Felden und Parkplätzen
Außerdem haben die Franzosen einen schönen langen
Brückendamm zum Kloster gebaut, über den allerdings nur elektrische
Shuttle-Busse und Fahrräder die Pseudoinsel ansteuern dürfen. Alle anderen
müssen ihre Autos ca. 3 km entfernt auf eigens eingerichteten Riesenparkplätzen
(wir haben 12 Euro für ca. 4 h) zahlen müssen) abstellen, der Shuttle-Transfer
ist dann immerhin kostenlos. Um die Klosterkirche St. Michel zu besichtigen,
muss man dann nochmal 9 Euro abdrücken. Die Ausgabe lohnt sich aber, denn man
bekommt einen außerordentlich interessanten Gebäudekomplex zu sehen, der durch
die besonderen Sachzwänge (übereinander und platzsparend bauen) schön
labyrinthisch geworden ist.
Ist auch eine Geierfalle - aber: C'est la vie
Wenig verwunderlich: Der ganze Ort ist natürlich eine
riesige Geierfalle, vollgestopft mit (meist überteuerten) Fress- und
Nippesläden für das touristische Publikum. Anderseits muss man dabei eben auch
bedenken, dass der Unterhalt solch eines einzigartigen Komplexes aus Kloster
und Stadt auf einem steilen Felsen samt der (gut funktionierenden)
Shuttle-Anbindung sicher einiges an Geld und Aufwand kostet.
Feuerwehr-Übung bei Bullenhitze und mit Gasmaske in den verwinkelten Gassenvon Le Mont St. Michel - und die Touristen ringsum glotzen neugierig und schleckern Eis. Fotos: hw |
Brandschutzübung unter erschwerten Bedingungen
Einen kleinen Geschmack von diesen Besonderheiten, die eben
sonst in kaum einer anderen Stadt so wirken, haben wir auch bei unserem Besucht
zu sehen bekommen: Bei Bullenhitze mussten gerade junge Feuerwehrleute einen
Löscheinsatz unter Atemschutz und in Schutzausrüstung nahe der Kirche St.
Michel, also fast ganz oben trainieren. Das hieß: Unter Gasmaske und mit den
schweren Klamotten nicht minder schwere Löschschläuche von ganz unten bis ganz
oben durch die verwinkelten und touristenüberfüllten Gassen ziehen. Und dazu
bellte irgendwo ein Senior-Feuerwehrmann dauernd Befehle wie ein NVA-Feldwebel.
Arme Schweine... Heiko