Freitag, 26. Juni 2015

Feuerwehreinsatz bei Bullenhitze auf Le Mont St. Michel


Le Mont St. Michel in der Normandie. Foto: hw

Ein Besuch auf dem Felsenkloster am Atlantikufer ist unbedingt zu empfehlen - außer, man ist junger Feuerwehrmann


Le Mont St. Michel, 25. Juni 2015. Die Felsen-(Pseudo)-Insel Le Mont St. Michel darf man sich auf keinen Fall entgehen lassen, wenn man die Normandie besucht: Schon über viele Kilometer Distanz sieht man die Abteikirche auf der Spitze des Felsens ragen und von nahmen sieht diese ungewöhnliche Siedlung noch imposanter aus. Die Wurzeln der Abtei sollen bis ins Jahr 708 zurückreichen und seitdem haben Generationen von Arbeitern ein Gebäude ums andere auf und um den Felsen herumgebaut. Heute sieht das Ganze aus wie ein Kloster mit einem Städtchen, dass sich auf einen riesigen Stein gekauert hat, ängstlich bemüht, bloß nicht herunter zu fallen.

Knalliger Tidenhub, einst auch uneinnehmbare Kloster-Festung

Legendär ist Le Mont St. Michel nicht nur, weil es auch im Hundertjährigen Krieg nie von den Engländern erobert wurde und damit zu einem Symbol französischen Widerstands wurde, wie wir einem Faltblatt entnehmen, dass in der Abteikirche ausliegt. Berühmt ist die Insel auch durch ihren enormen Tidenhub, also die Pegeldifferenz zwischen Ebbe und Flut. In der Praxis allerdings ist die Insel heute nur noch für durchschnittlich zwei Tage im Monat wirklich eine Insel, ansonsten herrscht Ebbe und die "Insel" ist zu Fuß durch die versandete Ebene ringsum erreichbar.
Da hat es eine Alien-Krabbe wohl nicht mehr rechtzeitig bei Ebbe geschafft. Foto: hw

Elektrobusse pendeln zwischen Felden und Parkplätzen

Außerdem haben die Franzosen einen schönen langen Brückendamm zum Kloster gebaut, über den allerdings nur elektrische Shuttle-Busse und Fahrräder die Pseudoinsel ansteuern dürfen. Alle anderen müssen ihre Autos ca. 3 km entfernt auf eigens eingerichteten Riesenparkplätzen (wir haben 12 Euro für ca. 4 h) zahlen müssen) abstellen, der Shuttle-Transfer ist dann immerhin kostenlos. Um die Klosterkirche St. Michel zu besichtigen, muss man dann nochmal 9 Euro abdrücken. Die Ausgabe lohnt sich aber, denn man bekommt einen außerordentlich interessanten Gebäudekomplex zu sehen, der durch die besonderen Sachzwänge (übereinander und platzsparend bauen) schön labyrinthisch geworden ist. 

Ist auch eine Geierfalle - aber: C'est la vie

Wenig verwunderlich: Der ganze Ort ist natürlich eine riesige Geierfalle, vollgestopft mit (meist überteuerten) Fress- und Nippesläden für das touristische Publikum. Anderseits muss man dabei eben auch bedenken, dass der Unterhalt solch eines einzigartigen Komplexes aus Kloster und Stadt auf einem steilen Felsen samt der (gut funktionierenden) Shuttle-Anbindung sicher einiges an Geld und Aufwand kostet.
Feuerwehr-Übung bei Bullenhitze und mit Gasmaske in den verwinkelten Gassenvon Le Mont St. Michel - und die Touristen ringsum glotzen neugierig und schleckern Eis. Fotos: hw

Brandschutzübung unter erschwerten Bedingungen

Einen kleinen Geschmack von diesen Besonderheiten, die eben sonst in kaum einer anderen Stadt so wirken, haben wir auch bei unserem Besucht zu sehen bekommen: Bei Bullenhitze mussten gerade junge Feuerwehrleute einen Löscheinsatz unter Atemschutz und in Schutzausrüstung nahe der Kirche St. Michel, also fast ganz oben trainieren. Das hieß: Unter Gasmaske und mit den schweren Klamotten nicht minder schwere Löschschläuche von ganz unten bis ganz oben durch die verwinkelten und touristenüberfüllten Gassen ziehen. Und dazu bellte irgendwo ein Senior-Feuerwehrmann dauernd Befehle wie ein NVA-Feldwebel. Arme Schweine... Heiko